Satire, Alltägliches und andere Absurditäten

 

Die Geschichte vom Weihnachtsmann.

Es war ein Mal an einem verschneiten Dezembertag irgendwo in der großen Weite der Vereinigten Staaten von Amerika. Da lebten Rotkäppchen, eine Großmutter und ein Jäger in einem dichten Wald zufrieden vor sich hin. Doch das sollte nicht immer so währen. Rotkäppchen wurde zum Teenager, und in ihm machte sich zunehmend Unzufriedenheit breit. Eines Tages ging es durch den Wald und dachte so vor sich hin "Ich habe es satt, mich ständig um die Oma zu kümmern, ich will jetzt endlich mal was Neues ausprobieren!“ So schleppte es die Oma zum nahe gelegenen Sklavenmarkt und tauschte sie dort gegen Unmengen unnützes Zeugs ein, das es wildfremden Menschen schenken wollte. Um dabei nicht erkannt zu werden, ließ es sich einen langen Bart wachsen. Das ging damals, denn es gab noch kein Guantanamo. Nun brauchte es nur noch ein Fahrzeug. Aus den Brettern des Hauses der Oma fertigte es flink eine Kutsche. Dem Wolf stülpte es seinen Pelz über, entfernte ihm die Steine aus dem Bauch und belebte ihn mit seinem magischen Zauberstab wieder. Anschließend verzauberte es ihn in einen flugfähigen Elch. Dieser rief andere flugfähige Elche aus dem Wald zu sich, und fertig war das Gespann. So konnte Rotkäppchen seine Geschenke nun problemlos überall in den USA verteilen. Da mehr und mehr Briefe von Menschen aus aller Welt kamen, die ebenfalls unbedingt von Rotkäppchen beschenkt werden wollten, flog es bald kreuz und quer über den ganzen Erdball. Das tat es viele Jahre höchst zufrieden. Dann begann Rotkäppchens Midlife-Crisis. Dinge, die zuvor gänzlich befriedigend waren, waren plötzlich schrecklich langweilig. Es musste etwas ändern. Schnell war ihm klar: Es hatte es keine Lust mehr, ständig inkognito herumzureisen. Es fand, dass es an der Zeit war, berühmt zu werden. Schließlich leistete es ja ganz ordentlich was. Also kontaktierte es die Werbeagentur von Coca Cola und bot ihnen an, für sie zu werben. Diese hatten nur eine Bedingung: Es musste sich einen Künstlernamen zulegen. Teufel oder Gott trauten sich die Werber nicht es zu nennen, aus Angst vor Klagen wegen des universellen Copyrights auf diese Begriffe. „Der Verrückte, der ein Mal im Jahr allerlei unnützes Zeugs durch den Kamin schmeißt“ war ihnen nicht nur zu lang. Er erinnerte auch zu sehr an indianische Traditionen bezüglich der Namensgebung. Doch als einer ihrer Kollegen während des Meetings zur Namensfindung die Frage stellte „Gibt’s hier auch was anderes zu trinken, außer Kaffee und Mineralwasser?“ antwortete ein anderer mit leichtem Zungenschlag „Wwwwein hat’s, Mmmannn!“ Das war’s. Und da Rotkäppchen noch nicht gestorben ist, rast es noch immer als Weihnachtsmann durch die Lüfte und denkt derweil so vor sich hin: „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich weder Rotkäppchen noch Weihnachtsmann, sondern schlicht Rapunzel heiß.“

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